Die Zusammenarbeit zwischen dem Künstler Ahmad Jubeh und Kotti e.V. begann im September 2018 mit dem inklusiven Fotoprojekt „Wir sind alle schön“. Gemeinsam wurden Feste im Kiez, Begegnungsveranstaltungen und Gruppen rund um den Sozialraum Kottbusser Tor besucht. An diesen Orten wurden Anwohner*innen, Besucher*innen und Vorbeiziehende dazu eingeladen, in einen Dialog über das Schönsein, das Hiersein und das Anderssein einzusteigen. Menschen, die körperlich beeinträchtigt wurden, Menschen, die flüchten mussten und Menschen, die sich ausgeschlossen fühlten, entwickelten und entdeckten unabhängig von ökonomischen und anderen Zwängen eine Idee von sich selbst. Zum Projekt gehörte die Kontaktaufnahme zu den Menschen, das Erzählen der Idee des Projektes, die Vermittlung an die anderen Besucher*innen und die Aufnahme der Fotos. Vor einem ausgewählten Hintergrund entstanden so mehr als 100 Porträts. Bevor diese Porträts im öffentlichen Raum entstanden, wurde in einer ersten Phase die Porträtfotografie im Innenraum geübt und zum Thema hingeführt. Dazu gehörte auch die mehrmonatige Auseinandersetzung mit Foto- und Lichttechnik sowie dem Thema Datenschutz. Nach der Produktion der Porträts im öffentlichen Raum wurde intensiv an der Fotobearbeitung, dem Entwickeln der Fotos und an unterschiedlichen Techniken gearbeitet. Das feste Team bestand aus dem Fotografen Ahmad Jubeh und einer Mitarbeiterin von kotti e.V., die gemeinsam alle Phasen des Projektes mitgestalteten und durchführten. Bei den Fotoshootings und Workshops bestand das Fototeam meist aus zwei Mitarbeiter*innen des Stadtteilzentrums kotti e.V., ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen von Camp One e.V., einem/r Mitarbeiter*in von Lebenshilfe e.V. und einem Ehrenamtlichen aus der Kreativwirtschaft.
Nach Abschluss des Fotoprojektes wurde schnell klar, dass das Projekt mit einem persönlicheren Bezug für den Fotografen Ahmad Jubeh fortgeführt werden soll. Ausgehend von der Überschrift „Wir sind alle schön“ wurde eine Ausstellung von Ahmad Jubeh konzipiert und gemeinsam mit kotti e.V. organisiert. Sie trug den Titel „Wie ich dich sehe“ und war vom 28.11.2019 bis 21.01.2020 im Stadtteilzentrum Familiengarten zu sehen.
Im Findungsprozess einer persönlichen Idee für die Ausstellung hat sich Ahmad Jubeh für das Thema Demonstrationen und Porträt entschieden. Er besuchte verschiedene Demonstrationen von in Berlin lebenden Menschen aus dem Mittleren Osten, die gegen die Regime ihrer Heimatländer protestierten. Da Ahmad selbst die ersten Demonstrationen in seinem Heimatland Syrien in 2011 organisierte,
hatte er einen sehr persönlichen Bezug zu den Menschen auf der Straße. Gut ist ihm im Gedächtnis geblieben, was für ein Gefühl das war, das erste Mal auf die Straße zu gehen und einfach zu sagen was man will: „Du bist immer unter Druck nichts zu sagen, nichts zu machen und auf einmal bist du frei und du sagst FREIHEIT. Freiheit zu sagen war verboten.“
Die Ausstellung zeigt Personen bei den Demonstrationen, die schreiend, rufend, klatschend, andächtig, gemeinsam vereint ihren Forderungen eine Stimme verleihen. Die Fotos der Ausstellung „wie ich dich sehe“ sind durch das Auge von Ahmad Jubeh entstanden.